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1. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 421

1913 - Wittenberg : Herrosé
421 Ihre hohe poetische Begabung tritt am klarsten in den Heidebildern hervor, die geradezu Meisterstücke landschaft- licher Schilderungen sind. Die Dichterin weih selbst die ein- samen. öden Flächen, die schwarzen Moorgründe mit poetischem Leben zu beseelen, sie weih dem Kleinsten und scheinbar Gering- fügigsten interessante Seiten abzugewinnen: die Libelle und die Wafserspinne. die Totenkäfer, die trägen Unken und der Kröten Chor — alle diese Bewohner der Heide finden einen Zufluchtsort in den Versen der Dichterin. Und wo sie das Erwachen der Heide singt, wenn des Tages Herold, die Lerche, das Gefieder schüttelt, und schlummertrunken aus Purpurhecken die Sonne ihr Haupt erhebt, wenn sie die Kämmerer, die schlaftrunkenen Blumen, er- innert. ihr Amt zu verrichten, und die Musikanten der Heide mahnt, ihr Saitenspiel ertönen zu lassen, da entzückt uns die Dichterin durch Reichtum und Fülle der Bilder, durch die zauber- hafte Belebung der Natur. Man lese nur folgende Verse aus dem Gedicht „Die Lerche": Da krimmelt, wimmelt es im Heidgezweige, die Grille dreht geschwind das Beinchen um. streicht an des Taues Kolophonium und spielt so schäferlich die Liebesgeige: ein tüchtiger Hornist, der Käfer, schnurrt: die Mücke schleift behend die Silberschwingen, dah Heller der Triangel möge klingen: Diskant und auch Tenor die Fliege surrt, und, immer mehrend ihren werten Gurt, die reiche Katze um des Leibes Mitten, ist als Bassist die Biene eingeschritten: schwerfällig hockend in der Blüte, rummeln das Kontraviolon die trägen Hummeln. — So tausendarmig ward noch nie gebaut des Münsters Halle, wie im Heidekraut Gewölbe an Gewölben sich erschlichen, gleich Labyrinthen ineinander schieben: so tausendstimmig stieg noch nie ein Chor, wie's musiziert aus grünem Heid hervor. Wie in allen ihren Dichtungen deutsches Herzblut kreist, so geht auch durch alle ein religiöser Zug. Erst nach ihrem Tode fand man eine Sammlung ihrer religiösen Dichtungen „Das g e i st - I i cf) c Iah r". Dieses ihr letztes Werk ist der einfache Ausdruck eines kindlich frommen Gemüts, das sich nach bitterm Seelenleiden und schweren Kämpfen zum gottvertrauenden Frieden durch- gerungen hat. Angeführt seien hier nur zwei Strophen aus der Betrachtung „Am Karfreitag": Weinet, weinet meine Augen, rinnt nur lieber gar zu Tränen: ach. der Tag will euch nicht taugen, und die Sonne will euch höhnen!

2. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 74

1913 - Wittenberg : Herrosé
74 unschädlichen Pilzen unterscheiden, wenn man die einzelnen Arten mit Aufmerksamkeit betrachtet. Die Zubereitung ist sehr einfach, erfordert aber einige Vor- sicht und Sorgfalt. Da alle alten, angefaulten, übelriechenden, madigen, wässerigen und an sumpfigen Orten wachsenden Pilze infolge ihrer Bakterienbildung gesundheitsschädlich sind, so ver- wende man in der §lüche nur ganz junge, frische, gesunde, nicht durch Würmer und Schnecken angefressene Pilze, putze und reinige sie unverzüglich und bereite sie gleich zu. Kann die Zubereitung nicht sofort geschehen, so schneide man die sorgfältig geputzten Pilze in kleine Schnitze, wasche sie nochmals in kaltem Wasser, breite sie auf Tellern aus, überstreue sie mit Salz und stelle sie an einen luftigen, kühlen Ort. Auf diese Weise können sie bis zu 24 Stunden aufbewahrt und genießbar erhalten werden. Für die Zubereitung der Pilze mögen folgende allgemeine Regeln gelten. Alle Pilze werden, nachdem sie sorgfältig ge- putzt, gewaschen, in kleine Stücke geschnitten und mit Salz be-. streut worden sind, in ihrem eigenen Wasser gedünstet; es ist also beiin Dünsten niemals Wasser zuzugießen. Die Oberhaut der Pilze wird, wo dies möglich ist, abgezogen, im andern Falle abgeschabt. Das sogenannte, den untern Teil des Pilzhutes bildende Futter kann nur bei jungen, nicht wurmigen Pilzen mit verwendet werden. Das lochen geschieht bei gutem Feuer nur kurze Zeit; zu langes lochen macht die Pilze hart. Durch einen kleinen Zusatz (eine Messerspitze) von doppeltkohlensaurem Natron werden sie weicher und leichter verdaulich. Besonders erwähnt sei, daß die Morcheln und Lorcheln ein Gift enthalten sollen, das durch Abbrühen mit heißem Wasser vor der Zurichtung zerstört oder entfernt wird. Diese beiden Pilzsorten verbergen in ihren zahlreichen Hohlräumen eine Menge Sand, der durch sorgfältiges, oft zu wiederholendes Reinigen und Waschen entfernt werden muß. Pilz-Extrakt, Um Saucen und Suppen einen kräftigen Pilzgeschmack zu geben, würzt man sie mit Pilzsaft, der auf folgende Weise gewonnen wird. Sauber geputzte Pilze (s. Pfiffer- ling) werden geschnitten und mit etwas Salz vermischt, dann ohne Wasser gedünstet. Den ausfließenden Saft gießt man ab, kocht ihn bis zur Sirupdicke ein und bewahrt ihn in luftdicht verschlossenen Flaschen bis zum Gebrauch auf. Pilze gebacken. Nachdem größere Pilze sorgfältig geputzt worden sind, schneide man sie der Länge nach zu Schnitzen von 1 cm Dicke, salze und pfeffere sie, wende sie in Ei und geriebener Semmel und backe sie in heißer Butter goldgelb. So gebe man sie als Beilage zu Fleisch oder Gemüse. Pilz-Salat. Sorgfältig geputzte Pilze schneide man in Scheiben, koche sie in siedendem Wasser weich, lasse sie auf einem Tuch oder Sieb abtropfen und vermische sie mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl.

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 39

1913 - Wittenberg : Herrosé
39 34. Der Mägdlein Schmuck. 1. Es wächst ein Blümlein Bescheidenheit, der Mägdlein Gränze! und Ehrenkleid. Wer solches Blümchen sich frisch erhält, dem blühet golden die ganze Welt. 2. Auch wird ein zweites, das Demut heißt, als Schmuck der Mägdelein hochgepreist. Die Engel, singend an Gottes Thron, es tragen als Demant in goldner Krön'. 3. Ein drittes Blümchen, wo diese zwei nur stehen, immer ist dicht dabei; heißt Unschuld, siehet gar freundlich aus, das schönste Blümchen im Frühlingsstrauß. 4. So pflege der Blümchen drei mit frommer Sorge und stiller Treu'! Denn wer sie nähret, wird nimmer alt, er trägt die himmlische Wohlgestalt. Ernst Moritz Arndt. 35. Erwachsene Töchter sind der Schmllck des Dauses. Junge Mädchen sind die Blumen des Hauses. Das ist ein nicht selten gehörtes und gewiß oft zutreffendes Wort. Bei aller Lieblichkeit des Vergleiches möchten wir ihm aber nicht die volle Geltung wünschen, die man heutzutage an jungen Mädchen nur zu oft bemerken kann, indem sie nur hübsch und freundlich er- scheinen, sich aber nicht rühren und bewegen und sich wie Blumen pflegen lassen, statt dies andern zu tun. Um das liebe Bild aber festzuhalten, so soll die äußere Erscheinung eines jungen Mädchens wohl wie die einer Blume, eine freundliche und heilere sein. Gleichviel, ob sie mehr oder weniger hübsch ist — die Jugend verleiht jeder einen gewissen Reiz, den sie durch Kleidung und Wesen unterstützen soll. Will ein Mädchen aber wirklich der „Schmuck des Hauses" sein, so muß sie nicht wie eine Blume nur am Fenster stehen und auf die Straße hinaussehen, sondern sie muß tätig im Hause schaffen und der Mutter überall als freundliche, bereitwillige Stütze zur Seite sein. Doch wie der Duft einer Blume still und ungesehen das ganze Haus durchzieht, so sei auch ihr Schaffen geräuschlos und bescheiden, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Den Eltern gegenüber soll sie freundlich und heiter wie ein Sonnenstrahl im Winter sein, dienstbereit ihnen die Wünsche ab- lauschend, nicht erst warten, bis sie ausgesprochen werden, um sie Zu erfüllen. Bescheiden in ihren Ansprüchen, nehme sie jedes ihr von den Eltern Gebotene mit herzlichem Danke hin.

4. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 77

1913 - Wittenberg : Herrosé
1 - 77 — Die Spihmorchel, ein sehr beliebter und delikater Pilz, wächst meist im Frühling, seltener im Sommer oder Herbst aus Wald- wiesen, an Waldrändern und in Gärten, nach warmem Regen. Der netzartig gerippte, kegelförmige, hohle Hut ist gelb, graubraun oder dunkelbraun und am Rande mit dem Stiel, der eine Länge von 5 cm erreicht, verwachsen. Fleisch zart, wohlschmeckend und zerbrechlich^ Vorzüglicher Speisepilz, der sich sehr gut zum Trocknen eignet. Vor der Zubereitung ist der Pilz mit siedendem Wasser abzubrühen. Der Stockschwamm, Stockschüppling oder Buchenpilz, wächst vom Mai bis zum Herbst in größern oder kleinern Büscheln an alten Baumstöcken harter Hölzer und gehört zu den wertvollsten Suppenpilzen. Hut lederbraun, anfangs gewölbt, später breiter und mit geringer Erhöhung in der Mitte; die innern Blätter sind zuerst hell-, dann rostbraun. Stiel oben hell-, unten schwärzlich- braun, eigentümlich geschuppt; er trägt (ein leicht erkennbares Unterscheidungsmerkmal von dem nachher beschriebnen, sehr giftigen Schwefelkopf) einen häutigen, feinen, dunkelbraunen Ring. Der Stockschwamm kann auch getrocknet werden. Der büschelige Schwefelkopf (giftig), dem Stockschwamm sehr ähnlich, wächst häufig und zu gleicher Zeit mit diesem auf demselben Stocke, ebenfalls in Büscheln. Der Hut ist zu Anfang halbkugelförmig, später abgeflacht, in der Mitte etwas mehr röt- lich, orangegelb gefärbt. Die Blätter sind zuerst schwefelgelb, werden später grünlich und zuletzt schwärzlichgrün. Der Stiel ist gelb, hohl, glatt und faserig und trägt einen schnell vergehenden Ring. Geschmack bitter. Nach Verschiedenen. 58. Das Obst. Das Obst hat nur wenig Nährwert, ist aber wegen der Salze und Säuren, die es enhält, sehr erfrischend und gesund. Die in ihm vorhandenen Säuren besitzen die Eigenschaft, den Ver- dauungswerkzeugen eine Arbeit zu ersparen, indem sie das lös- liche Eiweiß der genossenen Speisen schneller in die blutbildende Flüssigkeit überführen. Daher ist es auch erklärlich, daß man nach Tische, selbst wenn man vollständig gesättigt ist und keinen Bissen mehr zu sich nehmen mag, noch gern ein wenig saftiges Obst ißt, zum Obstkompott greift und statt Beschwerden nur noch Erleichterung im Genuß empfindet. Die Verdaulichkeit der verschiedenen Obstarten ist verschieden. Besonders verdient der Apfel empfohlen zu werden. Der Apfel ist nicht nur Genuß- und Nahrungsmittel; er ist eins der hervor- ragendsten diätetischen Mittel. Sein Genuß, besonders unmittel- bar vor dem Schlafengehen, wirkt vorteilhaft auf das Gehirn, befördert einen ruhigen Schlaf, schützt vor Verdauungsbeschwerden und vor Halskrankheiten. Äpfel sind leichter verdaulich als Birnen, deren Genuß vorteilhafter ist, wenn andre Stoffe, als Brot und

5. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 79

1913 - Wittenberg : Herrosé
aus und übergießt sie mit Sirup oder geschmolzenem Zucker. Es dient als Leckerei, Gewürz und Zutat zu Backwaren. Die meisten Orangen kommen von den Azoren, die allein nach England 650 Millionen jährlich ausführen; auch Sizilien und Malta ver- senden eine große Menge Früchte. Einen wichtigen Handelsartikel bilden die Früchte des Feigen- baumes, die Feigen. Die Heimat dieses Baumes sind die Länder um das Mittelmeer; dort wächst er wild strauchartig, kultiviert erreicht er die Höhe unsrer Obstbäume. Bei uns wächst er wohl zuweilen ebenso wie die Orangen in den Gärten, muß aber im Winter gegen Äälte geschützt werden. Wie beim Muskatennußbaum sind die Blüten zweihäusig; manche Bäume haben nur Stengel-, andre nur Staubblattblüten. Die Blüten stehen innerhalb einer- birnenförmigen, fleischigen Hülle, die sich oben schließt und nach dem völligen Auswachsen die Feige gibt. Letztere ist eine Schein- frucht. Die eigentlichen Früchte sind die kleinen ölreichen Dörner, die im süßen Fruchtfleisch sitzen. Um die Früchte schneller zur Reife zu bringen und den Ertrag zu erhöhen, läßt man sie im Orient von einer Gallwespe anstechen, die ihre Eier zunächst nur in die unreifen Früchte des wilden Feigenbaumes legt. Man schneidet nun von diesem einzelne Zweige mit Früchten ab und hängt sie auf die kultivierten Bäume. Das Insekt kriecht bald aus den verwelkenden wilden Feigen in die Früchte des kultivierten Feigenbaumes, wodurch ein reicherer Saftzufluß nach der ver- wundeten Stelle und ein schnelleres Wachstum bewirkt wird. In Spanien, Italien und Südfrankreich befördert man das frühere Reifen der Früchte dadurch, daß man sie mit Dornen, Strohhalmen oder Federn, die mit Olivenöl bestrichen sind, ansticht. Man unter- scheidet Sommer- und Herbstfeigen. Erstere erregen (frisch genossen) Erbrechen und Magenbeschwerden und eignen sich auch nicht gut zum Trocknen, letztere legt man meist auf sonnige und luftig ge- legene Plätze und wendet sie von Zeit zu Zeit um. So erhält man die gedörrten Feigen. Es gibt eine große Menge Arten. Die wichtigsten Handelssorten sind Smyrnaische, Genueser und Marseiller Feigen. Sie dienen uns hauptsächlich als Naschwerk und als Beitrag zum Nachtisch, außerdem als Brustmittel und zur Erweichung von Geschwüren, besonders am Zahnfleisch. Feigen gehen im Sommer leicht in Gärung über, weshalb man sie an einem kühlen Orte möglichst unter Luftabschluß aufbewahren muß. Als Nachtischfrüchte finden weiter die Datteln im Haushalt Verwendung. Die rechten Dattelländer sind Arabien und Nord- afrika. In den Oasen der Sahara spenden Dattelhaine den Karawanen kühlen Schatten und erquickende Frucht. Die Dattel- palme ist eine zweihäusige Pflanze mit schlankem, unverzweigtem Stamme, der in einer Höhe bis zu 20 m einen mächtigen Blätter- schopf trägt. Die Bestäubung der Stempelblüten übernehmen Wind, Insekten und geschickte Kletterer, die die Palmen ersteigen und den Blütenstaub auf die Samenblüten ausstreuen. Die

6. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 108

1913 - Wittenberg : Herrosé
108 Wie man den Vogel an den Federn erkennt, so erkennt man den Menschen an der Kleidung. Reinliche, anständige und passend gewählte Kleider beweisen ziemlich zuverlässig, das; der Träger ein ordnungsliebender und gesitteter Mensch ist. Unsaubre, nach- lässige und unzureichende Kleidung aber ist nicht selten der Spiegel einer befleckten oder gar verkommenen Seele. „Rein gehalten dein Gewand, rein gehalten Mund und Hand, rein das Kleid von Erdenputz, rein von Erdenschmutz die Hand! Kind, die äußre Reinlichkeit sei der innern Unterpfand!" Nach H. Herold. 77. Die Moosrose. Der Engel, der die Blumen verpflegt und in stiller Nacht den Tau darauf träufelt, schlummerte an einem Frühlingstage im Schatten eines Rosenstrauchs. Und als er erwachte, da sprach er mit freundlichem Antlitz: „Lieblichstes meiner Kinder, ich danke dir fiir deinen erquickenden Wohlgeruch und für deinen kühlenden Schatten. Könntest du dir noch etwas erbitten, wie gern würd' ich es dir gewähren!" — „So schmücke mich mit einem neuen Reize!" flehte darauf der Geist des Rosenstrauchs. — Und der Vlumenengel schmückte die Königin der Blumen mit einfachem Moose. Lieblich stand sie da im bescheidenen Schmucke, die Moos- rose. die schönste ihres Geschlechts. Liebe Lina, laß den Flitterputz und das flimmernde Gestein und folge dem Winke der mütterlichen Natur! F-r. A. Krmnmacher. 78. Anmutige Tracht. Kleine Blumen auf der Heide, auf den Wiesen und im Wald gehn im allerliebsten Kleide, das sich schickt zu der Gestalt. Mägdlein möchten auch sich tragen wie die Blumen auf der Flur, und sie sorgen viel und fragen, und es glückt so selten nur. Doch die Veste trägt sich zierlich und sie fragt nicht, wie ihr's läßt: denn ihr ist das so natürlich! Seht, das ist das Allerbest'. Trojan.

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 109

1913 - Wittenberg : Herrosé
109 79. Schönster Staat. Komm, Mädchen, ich will dir einen Anzug raten, darin du gewiß gefällst. Deines Hauptes Schmuck fei die Ehre, die aus der Zucht kommt, dein Kleid die Unschuld, dein Schleier die Scham- haftigkeit, deine Perlen die Tränen der Kindesliebe, dein Demant die Demut, dein Spiegel das Gewissen, deine Kleinodien gute Gedanken, Worte und Werke —: damit bist du vor Gott und ver- nünftigen Menschen schöner und dauerhafter geputzt als die meisten deines Geschlechts, die in bedeutungslosem Schmuck in Prachtsülen ihr Haupt hoffärtig einhertragen oder auf den Tanz- böden der Lust den Kranz der Zucht verlieren, daß er zertreten wird. Heinrich Dittmar. 80. Die Kleidung im Sprichwort. Reines Herz und froher Mut stehn zu allen Kleidern gut. — Schmück dich, wenn es dein Stand vermag, doch ahm nicht jeder Mode nach. — Rein und ganz gibt schlichtem Kleide Glanz. — Das reichste Kleid ist oft gefüttert mit Herzeleid. — Wer seine Schuhe kann selber flicken, der darf sie nicht zum Schuster schicken. — Der Wäsche Glanz ist der Hausfrau Zier. — Reine Wäsche und Höflichkeit zieren jeden allezeit. 81. Lein, Äanst Jute und Nessel. Der Lein ist unstreitig eine der nützlichsten Pflanzen, die wir besitzen, nicht nur als Gespinstpflanze, sondern auch als Ölfrucht. Der lange, dünne Stengel hat an der Spitze eine schöne hellblaue Blüte mit fünf Blättern und fünf Staubfäden. Aus ihr entsteht eine Kapsel mit zehn Fächern und zehn braunen, glänzenden, zusammengedrückten Samenkörnern. In den Stengeln befinden sich lange, feine Bastfasern im Pflanzenfleisch. Um dieses Pflanzen- fleisch zu beseitigen, wird der Lein, nachdem man ihn samt den Wurzeln ausgerauft und geriffelt, d. h. von den Samenkapseln be- freit hat, zuerst geröstet, dann gebrochen, geschwungen und gehechelt, bis zuletzt nur die feinen Fasern übrigbleiben, die man mit dem Namen Flachs bezeichnet. Durch das Rösten werden die gummi- artigen und harzigen Teile im Leinstengel zerstört. Dazu werden diese zwei bis vier Wochen auf festem Boden ausgebreitet und dem Tau und Regen ausgesetzt, dann gewendet, damit auch die obere Seite röstet. Das ist die Tauröste, die also von der Witte- rung abhängt. Besser ist die Wasserröste. Dabei packt man die starken Bündel in weiches Wasser, läßt sie eine Woche liegen, breitet dann die Stengel lose aus und läßt sie noch acht bis vier- zehn Tage an der Luft nachrösten. Endlich wendet man jetzt auch die Warmwasserröste an, wobei der Lein zwei bis drei Tage in siedend heißem Wasser liegt und dann gedörrt wird. am besten

8. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 88

1913 - Wittenberg : Herrosé
Afltt — 88 — In den Kaffeepflanzungen läßt man die Kaffeebäumchen nur etwa 2 m hoch werden, damit man die Früchte leicht ablesen kann. Die Bäumchen stehen reihenweis. Oft sind viele Hunderte von Hektaren mit Kaffeepflanzen besetzt. Gewöhnlich pflanzt man Palmen, Bananen, auch andre Bäumchen auf das Kaffeefeld, damit der Boden von der heißen Sonne nicht zu sehr ausgetrocknet wird. Im Schalten gedeiht der Kaffeebaum am besten. Nur in Arabien, wo man die Kaffeebäume hoch wachsen läßt, schüttelt man die reifen Beeren herab und liest sie dann am Boden auf. In den Kaffeepflanzungen der andern Länder pflückt man die Beeren einzeln, schüttet sie in Haufen und läßt sie einige Zeit liegen, damit man das saftige Fleisch von den Samen leicht entfernen kann. Darauf werden die Samen getrocknet. Die Bohnen werden durch Aussieben gereinigt und zum Verkauf gebracht. Die Kaffeebohnen können aber nicht roh verwendet werden. Erst nach dem Rösten (Brennen) geben sie ein genießbares Ge- tränk. Der angenehme Duft der gerösteten Bohnen rührt von einem wohlriechenden, flüchtigen Ole her, das sich beim Rösten bildet. Obwohl der Kaffee in seiner Heimat seit sehr langer Zeit gebräuchlich gewesen zu sein scheint, wurde er doch erst zu Anfang des 15. Jahrhunderts außerhalb der Grenzen desselben bekannt. Nach Mokka kam er 1507. Nach Westindien wurde er erst 1707 gebracht. Während die Türken schon vor 350 Jahren das erste. Kaffeehaus in Konstantinopel errichteten, entstand ein solches in Berlin erst unter der Regierung Friedrich Wilhelms I. im Jahre 1721. Bis dahin war das Kaffeetrinken in den christlichen Ländern ver- boten. Auch Friedrich der Große war ein Gegner des Kaffee- genusses; er wollte nicht, daß für Kaffee soviel Geld in das Ausland gehe. Heute wird von allen zivilisierten Völkern Kaffee getrunken. Deutschland und Österreich allein verbrauchen jährlich gegen 150000 t Kaffee, etwa den vierten Teil des auf der ganzen Erde geernteten Kaffees. Der Kaffee bildet also einen sehr be- deutenden Handelsartikel. Im Handel erscheinen viele Kaffeesorten. Man unter- scheidet drei Hauptgruppen: 1. Arabischen Kaffee mit kleinen Bohnen, — Mokkakaffee ist der beste, aber er gelangt fast nie in das Abendland, denn die reichen Türken und Perser verbrauchen ihn selbst. — 2. Ostindischen Kaffee mit großen Bohnen; besonders der Java-Kaffee zeigt große lange Bohnen. Auf Java wächst auch der Java-Mokka mit kleinen runden Bohnen. Nach der Herkunft unterscheidet man: Manila-, Ceylon-, Sumatra-Kaffee. Menado ist Kaffee von Celebes. — 3. Amerikanischen Kaffee; er kommt vorzugsweise aus Brasilien. Was uns den Kaffee so wert macht, ist das in den Kaffee- bohnen enthaltene Kaff ein, das, in geringer Menge genossen, dem Körper nicht unzuträglich ist. Es läßt sich nicht leugnen, daß eine Tasse guten, starken Kaffees anregend auf das Nervensystem

9. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 112

1913 - Wittenberg : Herrosé
112 Fäden, ähnlich wie beim Filz, sich mehr verbinden, weshalb das Tuch auch beim Walken sehr eingeht. Hierauf kratzt man die Fasern an der Oberfläche des Tuches auf, um die Fäden zu ver- decken. schert die aufgerichteten Fasern gerade und gibt durch Bürsten, Pressen usw. dem Tuche ein schönes Aussehen. Das Färben geschieht entweder schon mit der Wolle oder vor dem Walken, bisweilen auch nach dem Scheren. Nach der Art der Verarbeitung unterscheidet man Streich- oder Kratzwolle und Kammwolle. Erstere ist kurz und kraus, weshalb sie gekrempelt, d. h. gekratzt oder aufgelockert wird; letztere dagegen ist lang und glatt, so das; man sie kämmen kann. Aus der Kratzwolle werden Gewebe mit filzartiger Ober- fläche. wie Tuch, Flanell, Wollplüsch usw., verfertigt, während Kammwolle zur Darstellung glatter Zeuge dient, z. V. Merinos, Tibet. Kaschmir usw. Bei diesen Stoffen sind die Fäden von keiner Filzdecke versteckt. Es gibt äußerst kunstreiche wollene Gewebe, die Blumen vom herrlichsten Farbenschmelz in natürlicher Form und Größe ent- halten. Berühmt sind besonders die unter der Bezeichnung Gobelins bekannten Gewebe, die ihren Namen von einem im 15. Jahrhundert lebenden Pariser Färber, Gilles Gobelin, erhalten haben. Ium Teil nach Varentin. 83. Die Baumwolle. Die Baumwollenpflanze gehört zu den Malvengewächsen. Sie findet sich bald als Kraut, bald als Baum. Sie hat drei- oder fünflappige Blätter und ziemlich große, meist gelbe, fünf- blättrige Blumen, die einzeln in den Blattwinkeln stehen. Die Frucht springt bei der Reife mit mehreren Klappen auf und ent- hält mehrere Samenkörner, die in eine lange, dichte, weiße, nach dem Aufplatzen hervorquellende Wolle gehüllt sind. Das Vater- land der krautigen Baumwolle ist Afrika, das der baumartigen Ostindien. Jene wird jetzt in den warmen Ländern der Alten Welt, diese besonders im Süden der Vereinigten Staaten Nord- Amerikas angebaut. Die Pflanze verlangt ein lockres, leichtes, mit Sand gemischtes Land und ein nicht zu trockenes Klima; bei Mangel an Regen bleibt die Wolle kurz. Die Kapseln müssen jeden Morgen, ehe sie aufspringen, abgepflückt werden. Die aus den Kapseln gewonnene Wolle wird entweder durch die Hand oder durch eine Maschine gereinigt und hierauf in große Säcke verpackt, die in einer Presse zu gewaltigen Ballen zusammen- gedrückt werden. Die Einfuhr von Baumwolle nach England beträgt jährlich über 600 Millionen Kilogramm. Wir sind in Manchester. Ein riesiger Schlot und ein riesiger Würfel von Bauwerk, über 800 Fenster auf jeder Seite, ragt über alle Gebäude empor. Wir treten in diese Riesenfabrik ein. Durch einen Wirrwarr von Wegen und Gängen kommen wir endlich in

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 91

1913 - Wittenberg : Herrosé
91 des grünen Tees, dessen junge Blättchen zu Kügelchen, etwa von der Größe kleiner Erbsen, gerollt sind. Von dem schwarzen Tee sind als die wertvollsten Sorten die Oolongs, der Pecco-, Souchong-, Kongo-Tee bekannt. Eine weniger feine Art ist der Kaperntee; er besteht aus dem Pulver, das bei der Herstellung andrer Teesorten zurückbleibt und mit Gummi zu kleinen Kügelchen geformt wird. Bei der Zubereitung des Tees werden selbst die gröbern Blätter, Abfälle und Stiele verwendet. Mit Ochsen- oder Schafblut vermischt und zu viereckigen, dicken Kuchen geformt, bilden sie den Ziegeltee, der im mittlern Asien und Sibirien so- wie im östlichen Rußland einen wichtigen Handels- und Verbrauchs- gegenstand bildet. Der Karawanentee besieht aus den besten Sorten des schwarzen Tees; denn nur diese allein sind kräftig genug, auf einer so langen Reise das Aroma und die gewürzigen Eigenschaften zu bewahren. Aller Karawanentee hat einen kräftigen Geschmack. Es kann nicht verwundern, daß ein so wichtiger Handels- artikel schon in den frühesten Zeiten Gegenstand betrügerischer Fälschungen wurde. Chinesen wie europäische Kaufleute wett- eifern heute noch, minderwertigen Teesorten durch Anwendung künstlicher Mittel ein preiswürdigeres Aussehen zu geben. So werden Indigo und noch mehr Berliner Blau in großen Mengen nach China gebracht, wo sie besonders zum Färben der grünen Teesorten verwendet werden. Beide Stoffe sind, mäßig gebraucht, der Gesundheit nicht schädlich. Gefährlich sind aber jene Farb- stoffe, die dazu dienen, schlechtern oder ganz verdorbenen Sorten vorübergehend ein besseres Aussehen zu geben, wie Mineralgelb, essigsaures Kupfer, chromsaures Kali und vor allem das höchst giftige Chromgelb. Zum großen Teil besteht die Verfälschung auch darin, daß dem echten Tee andre Pflanzenteile beigemengt werden. So wird in China der Souchong- und Kaperntee massen- haft mit den Blättern des auf Java wachsenden Pflaumenpfeffers vermischt. In Europa mengt man die Blätter der verschiedensten Pflanzen unter, wenn sie nur einen zusammenziehenden, gerbstoff- haltigen Stoff enthalten. Zu diesem Zweck werden die Blätter der Weide, der Pappel, der Eiche, des Hagedorns und des Holunders, der Schlehe und der Erdbeeren benutzt. Die Ver- fälschung erreicht ihren Gipfel, wenn sie Tee auf den Markt bringt, dessen ersten Aufguß bereits andre genossen haben. Weil alle diese Verfälschungen schwer zu erkennen und Proben auf die Güte des Tees in einem einfachen Haushalt immer umständlich sind, so tut man am besten, den Tee aus einem Geschäft zu be- ziehen, das als reell bekannt ist, und dessen Leitung in fachkundigen Händen ruht. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, daß die Blätter dicht gerollt sind und der Tee wenig oder gar keine Stiele enthält. Wenn die Blätter sich bei leichtem Kauen auf- lösen, sind sie vorzüglich. Der Geschmack des Tees hängt nicht nur von der ver-
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